Wir alle erleben die aktuellen dynamischen Entwicklungen, hervorgerufen durch die Ausbreitung von SARS-CoV-2, als eine Zeit mit teils massiven sozialen und beruflichen Einschränkungen. Insbesondere das Gesundheitswesen steht unter einer außergewöhnlichen Belastung.
Die Störung der Lieferketten sowie der kurzfristig extrem gestiegene Bedarf an Medizinprodukten durch die internationale Coronakrise führen derzeit zu Lieferengpässen dringend notwendiger Medizintechnik. Ein Lösungsweg, um die Verfügbarkeit dieser wichtigen Produkte und Ersatzteile zu gewährleisten, liegt darin, bestehende Produktionsmittel für neue regionale Lieferketten zu aktivieren. Die Digitalagentur Niedersachsen ist gemeinsam mit dem niedersächsischen Life-Science-Netzwerk BioRegioN und Niedersachsen ADDITIV bestrebt, Angebot und Nachfrage in diesem Bereich besser zu vernetzen. Dazu soll zunächst die Kommentarfunktion unter dem Artikel dienen. Im nächsten Schritt planen wir eine Plattform, die Bedarfe mit regionaler Produktionsunterstützung zusammenbringen soll.
UPDATE: Die entsprechenden Angebote und Bedarfe werden zentral durch den Krisenstab des Landes Niedersachsen gesichtet und weiterverarbeitet. Angebote, von denen wir in der Digitalagentur Kenntnis erhalten, leiten wir entsprechend weiter.
Für uns liegt der entscheidende Punkt darin, von dringenden Bedarfen der medizinischen Einrichtungen mit Lieferschwierigkeiten zu erfahren und kreative Produktionsideen und Produktionskapazitäten in Niedersachsen zu identifizieren. Zögern Sie also nicht und nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was schon heute international möglich ist und wie auch die notwendigen Informationen für die Herstellung ganz im Sinne von Open Hardware zur Verfügung gestellt werden, haben wir einige Beispiele gesammelt. Viele dieser Beispiele sind derzeit auf den 3D-Druck ausgerichtet, aber auch konventionelle Fertigungsverfahren kommen für Bauteile in Frage. Auch innovative Softwarelösungen zur besseren Vernetzung und Datenauswertung sind gefragt. Bedarfe sehen wir bisher in den Bereichen Medizintechnik, Schutzausrüstung oder Komponenten, Telemedizin-Anwendungen, Software, Diagnostik oder Therapie.
Um die Fragen zu den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Herstellung medizintechnischer Produkte zu beantworten, hat die EU-Kommision eine entsprechende FAQ-Sammlung veröffentlicht (englischsprachig).
- Um Gesichtsschutzmasken für medizinisches Personal herzustellen, stellt die 3D-Druck-Inititative von Biosaxony alle notwendigen Dateien als Open Source sowie weitere Fertigungshinweise zur Verfügung.
- Ein Beispiel für innovative Produkte zur Lösung derzeitiger Herausforderungen kommt aus Belgien – in Form eines kontaktvermeidenden Türöffners. Die 3D-Modelle stehen kostenlos zum Download bereit.
- Siemens hat sein Additive-Manufacturing-Network geöffnet und bietet medizinischen Einrichtungen kostenlose Hilfe sowohl beim Design medizinischer Geräte für den 3D-Druck als auch beim Druck selbst an.
- Das Portal 3D-Druck bietet einen aktuellen Überblick mit weiteren Beispielen.
- Auch die Normungseinrichtungen haben reagiert und stellen entsprechende Medizintechniknormen derzeit kostenlos zur Verfügung.
- Gebraucht werden derzeit auch pragmatische Softwarelösungen. Die Charité in Berlin hat eine App für Handlungsempfehlungen gemäß eigenem Gesundheitszustand entwickelt und stellt den Quellcode offen zur Verfügung, um Weiterentwicklungen und Anpassungen für den Einsatz in anderen Städten und Einrichtungen zu ermöglichen.
Kennen Sie weitere Beispiele – gerne auch aus Niedersachsen? Wir möchten diese Übersicht regelmäßig aktualisieren. Schreiben Sie uns doch in den Kommentaren.