Quantencomputer für Niedersachsen bis 2026

Quantencomputer rechnet mit Ionen

Niedersachsen und die Volkswagen Stiftung fördern einen heimischen Quantencomputer mit 25 Millionen Euro in den kommenden Jahren.

Wir berichteten bereits über das Ziel, Niedersachsen als Vorreiter der Digitalisierung zu etablieren. Nun will das Bundesland, gemeinsam mit mehreren Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen binnen fünf Jahren den ersten Quantencomputer im Land in Betrieb nehmen. Die Quantentechnologie sei ein „Schlüssel für die Zukunft“, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir 220 Millionen Euro in die Quantenforschung investiert. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir das Wissen bündeln und praktisch nutzbar machen müssen“, erklärte der CDU-Politiker. Dazu solle die Expertise von über 400 Wissenschaftlern der an einem Bündnis beteiligten Institute gebündelt werden.

Gründungsinstitutionen des neuen Forschungsverbunds „Quantum Valley Lower Saxony“ sind die Leibniz-Universität Hannover, die TU Braunschweig, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), das Albert-Einstein-Institut der Max-Planck-Gesellschaft sowie das Institut für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, und der Medizintechnikkonzern Sartorius AG. Das Land Niedersachsen und die Volkswagen Stiftung fördern die Forschung der Initiative in den kommenden Jahren mit insgesamt 25 Millionen Euro.

Konkret geplant sind 9 Millionen Euro im Jahr 2021 und jeweils 8 Millionen Euro in den Jahren 2022 und 2023. Weitere Fördermittel will das Projekt vom Staat und der EU einwerben.

Der Verbund verfolge einen der weltweit vielversprechendsten technologischen Ansätze: Quantencomputing mit gefangenen Ionen, erklärte Prof. Jürgen Mlynek, Gründungsbeauftragter des Verbunds und ehemaliger Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Bei der sogenannten Ionenfallen-Technologie werden Ionen, also geladene Atome, als Grundrecheneinheit des Computers verwendet – ein Ion entspricht einem Qubit.

Mithilfe elektrischer Felder werden diese Ionen eingefangen und durch Radiowellen sowie Laserstrahlen kontrolliert. Ein Quantencomputer speichert Informationen nicht wie gängige Computer als Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null. Ein Qubit eines Quantencomputers kann auch alle Zustände dazwischen einnehmen. Daher steigt die Menge an Informationen, die ein Quantencomputer speichern und verarbeiten kann, exponentiell mit der Zahl der Qubits. Niedersachsen plant einen Quantencomputer mit 50 Qubits.

Teile dieses Beitrages wurden erstmals veröffentlicht auf Heise Online, heise online ist eine seit 1996 bestehende Nachrichten-Website des Heise-Zeitschriften-Verlags.

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